Der rationale Ansatz zur Erklärung der Welt ist eine beispiellose Erfolgsstory. Ihm verdanken wir den schwindelerregenden Aufstieg der technischen Zivilisation mit zunehmender Beschleunigung, und es ist kein Ende abzusehen.
Der moderne kritische Rationalismus, der mit dem Grundgedanken „ich denke, also bin ich“ des französischen Philosophen Descartes (1596-1650) begann, hindert uns daran, an Dinge zu glauben, die sich unserer rationalen Nachprüfbarkeit entziehen. Damit schwindet aber auch die Fähigkeit zum Vertrauen, denn zum Vertrauen gehört, dass ich ein gewisses Nicht-Wissen akzeptiere.
Ohne Vertrauen gibt es aber keine Liebe, d.h. ohne ein gewisses Nicht-Wissen kann ich mich nicht für einen Menschen entscheiden. Es wird immer ein Wagnis sein, mich an einen Menschen zu binden. Das erklärt teilweise die vielbeklagte Bindungsunfähigkeit der heutigen Generation.
Um die beste Waschmaschine zu kaufen, muss ich erst alle Kataloge studieren. Die Kriterien, sie zu finden sind überschaubar. Wenn es darum geht, einen Partner oder eine Partnerin fürs Leben zu finden, handelt es sich um einen komplexen Entscheidungsprozess, bei dem rationale Kriterien allein nicht zum Ziel führen. Wenn ich kein Vertrauen habe, werde ich diese Unsicherheit nicht überwinden.
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