VATERWERDEN

Geschrieben am 08.05.2024
von Joachim Heisel


Mutterwerden beginnt mit  einem langwierigen biologischen Vorgang im Körper der Frau, der von gravierenden Veränderungen im weiblichen Organismus begleitet ist. Vaterwerden dagegen umfasst biologisch gesehen nur einen Augenblick, den der Zeugung. So ist es verständlich, dass in primitiven Kulturen Nachkommenschaft nach der Mutterlinie zählt und dass Mütter als Göttinnen verehrt wurden, galten sie ja als Lebensspenderinnen. Der Befreiungsschlag vieler  Feministinnen heute zielt in die andere Richtung. Mutterschaft wird da manchmal als Hindernis für die Selbstverwirklichung  der Frau angesehen.

"Vaterwerden ist nicht schwer, Vatersein dagegen sehr" lautet ein landläufiger Spruch.

Vaterwerden ist nach dem biologischen Akt der Zeugung ein geistig-seelischer Prozess von großer Komplexität. Kinder können auch ohne Vater groß werden.  Aber wie ich in vielen therapeutischen Gesprächen erfahren habe, empfinden viele betroffene  Kinder das als schmerzliches Defizit.

Väter lieben ihre Kinder auf andere Weise als Mütter. Aber zunächst  müssen sie sich zu ihrer Urheberschaft bekennen und die Frau unterstützen. Viele Abtreibungen geschehen, weil Männer sich um ihre Verantwortung drücken. So sagte mir eine junge Frau nach einer Abtreibung unter Tränen: Ich wollte das doch garnicht.

Männer sind für die Entwicklung eines Kindes wichtig. Sie geben dem Kind Eigenwert durch ihre wohlwollende Präsenz, ihre Ermunterung, ihr Lob und ergänzen die leibnahe bedingungslose Liebe der Mutter durch den liebevollen Blick des Vaters auf die Entwicklung des Kindes und die Entfaltung seiner Fähigkeiten. Damit gewinnen die Kinder ein Urvertrauen, das sie brauchen, um in den Fährnissen des Lebens nicht unterzugehen. 

Väter können Freunde ihrer Kinder werden und ihnen helfen, einen Platz im Leben zu finden.

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ANKÜNDIGUNG: Am Freitag 17. Mai um 17.30 Uhr (nicht wie angekündigt 17 Uhr) stelle ich bei einer Lesung im Schönstattzentrum Trier, Reckingstr 5,  mein neues Buch  "Jahrgang 1945 - ein biografisches Mosaik" vor. Dabei gehe ich besonders auf meine Kindheit und Jugend in Trier ein.