IN DER WERKSTATT VON PAUL CEZANNE

Geschrieben am 21.07.2024
von Joachim Heisel


Während eines Aufenthaltes in Aix-en-Provence war ich in der Werkstatt des Malers Paul Cezanne (1841-1906). Alles war noch so, wie er es bei seinem Tod hinterlassen hatte. Ein guter Freund hatte dafür gesorgt, dass nichts verändert wurde. Die einfachen Gegenstände, die er gemalt hatte, waren noch da: eine Vase, eine Schale mit Früchten - jetzt als Artefakte -, eine kleine Gipsfigur als Nachbildung des „Manneken Piss“ von Brüssel, eine Flasche, ein Tisch. Oft hatte er den ganzen Tag gemalt und oft waren es diese einfachen Gegenstände, die seine Kunst herausforderten. Heute hängen diese Bilder in den großen Museen der ganzen Welt. Manchmal hatte er ein Bild wieder zerrissen, an dem er den ganzen Tag gemalt hatte, weil es ihm nicht gefiel. Es hatte seinen hohen Ansprüchen nicht genügt. Es hat über seinen Tod hinaus gedauert, bis seine Kunst anerkannt wurde. Einmal hat er seinem Kutscher ein Bild geschenkt als Dank dafür, dass dieser sich um seine Mutter gekümmert hatte. Der hat sich bedankt, aber er hat vergessen, das Bild  mitzunehmen…

Während ich mir das alles ansah, kam mir der Gedanke, dass es auch in unserem alltäglichen Leben darum geht, den Dingen eine Würde zu geben, die über den Tag hinaus reicht, und nicht bloß achtlos an ihnen vorüberzugehen und am Abend ein gutes Tagewerk abzugeben wie es Cezanne mit seine Bildern getan hat.

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