WEGE ZUM SINN

Geschrieben am 03.05.2024
von Joachim Heisel


Viktor Frankl (1905-1997) hat drei Hauptstrassen für Lebenssinn und Selbsttranszendenz empfohlen: 

1. Erleben statt konsumieren:
Er empfiehlt, jeden Tag bewusst zu leben, offen für alles Gute und Neue, was er bringen mag, vor allem auch die bewusste Wahrnehmung für die Einzigartigkeit eines jeden Tages und der Begegnungen  mit Menschen und der  Natur. Jeden Tag als Geschenk begreifen.

2. Ein Werk schaffen:
Etwas tun, das uns Freude bereitet. So sollten wir der Arbeit und den Beschäftigungen, die wir haben, positive Seiten abgewinnen. Das braucht nichts Spektakuläres zu sein. 
Ein Müllarbeiter hat im eingesammelten Müll weggeworfenes Spielzeug gesammelt und für bedürftige Kinder in seiner Freizeit repariert. Der Dienst einer Toilettenfrau ist für die meisten Menschen kein erstrebenswerter Job. Dennoch leistet jeder, das das macht, andern einen Dienst, der nicht fehlen darf. Darüber hinaus ist mir das Beispiel einer Toilettenfrau afrikanischer Herkunft haften geblieben, die ihren Verdienst dazu verwandt hat, in ihrer Heimat ein Heim für bedürftige Kinder zu unterhalten.

3. Hinnehmen, was nicht zu ändern ist:
Als Beispiel, dass in jeder Situation ein verborgener Sinn gefunden werden kann, bringt Viktor Frankl  ein Gespräch  mit einem Witwer, der wegen einer depressiven Reaktion auf den Tod seiner Frau zu ihm in die Sprechstunde kommt und er ihn fragt: „Was wäre gewesen, wenn Sie vor Ihrer Frau gestorben wären?“ „Nicht auszudenken, meine Frau wäre verzweifelt.“ „Sehen Sie“, antwortet Frankl, „das ist Ihrer Frau erspart geblieben, allerdings zu dem Preis, dass jetzt Sie es sind, der um sie trauern muss.“ 

Auch aus einer sehr bedrückenden Situation kann  noch Sinn abgeleitet werden, indem Betroffene sie für andere mit einem ähnlichen Schicksal nutzbar machen: Eine 35 jährige Frau mit zwei kleinen Kindern erkrankt an Brustkrebs. Sie schließt sich mit anderen betroffenen Müttern zu einer Selbsthilfegruppe zusammen, in der sie sich gegenseitig helfen und austauschen und damit ihrem Krankheitsschicksal einen Sinn abringen.

Viktor Frankl nennt das: „Leiden in eine menschliche Leistung umgestalten“.

Ein gläubiger Christ kann es sogar wagen,  mit dem heiligen Paulus zu sagen: Ich freue mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.“ (Kol 1,24)
Und: „Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt.“ (Röm 8,28)

ANKÜNDIGUNG: Am Freitag 17. Mai um 17.00 Uhr stelle ich bei einer Lesung im Schönstattzentrum Trier, Reckingstr 5,  mein neues Buch  "Jahrgang 1945 - ein biografisches Mosaik" vor. Dabei gehe ich besonders auf meine Kindheit und Jugend in Trier ein.

Nächster Blogeintrag 4.5.24