RIEDERSTEIN

Ein wunderschöner Tag im November mit strahlender Sonne; bunte Blätter an den Bäumen, die im hellen Licht in ihrer ganzen Pracht dastehen. Ein idealer Tag für einen Ausflug in die Berge auch noch im November. Ich steige die steile Treppe hinauf zum Riederstein oberhalb vom Tegernsee. Viele junge Leute und Familien sind froh unterwegs. Der Berg ist nicht besonders hoch, trotzdem anstrengend für die Beinmuskeln bei fehlender Übung. Am Weg finden sich vierzehn Kreuzwegstationen von 1897 mit bunt bemalten eisernen Tafeln, die mich bei jeder Station rasten lassen, denn es geht steil über treppenartig verfugte Holzbalken hinan. Oben bietet sich ein grandioser Ausblick auf den Tegernsee und in der Ferne auf das Karwendel. In der kleinen Kapelle, die von dem Diener des Tegernseer Schlosses Josef Hupfauer und Dorfbewohnern mit großer Mühe, noch vor der Verwendung von Hubschraubern…

J Joachim Heisel

LEIDEN AN DER WAHRHEIT

All unser Handeln sollte von der Wahrheit geleitet werden. Die Wahrheit sollte unser eigentlicher Lebensodem sein. Wenn einmal dieses Stadium auf unserer Pilgerreise erreicht ist, werden sich alle Regeln richtiger Lebensführung ohne Mühe ergeben, und ihre gehorsam Befolgung wird instinktiv werden. Aber ohne Wahrheit ist es unmöglich, irgendwelche Grundsätze oder Regeln im Leben zu befolgen. Wahrheit ist die richtige Bezeichnung für Gott. Darum ist bei jedem Menschen, der seine Erleuchtung gemäß der Wahrheit folgt, nichts im Argen. Hier liegt wahrlich seine Verpflichtung. Wenn dann, der in der Wahrheit lebende, einem Irrtum unterliegt, wird doch alles von selbst wieder ins Reine kommen. Denn die Suche nach der Wahrheit bringt Tapas (Selbst-Leiden) mit sich, manchmal bis zum Tod. Auch nicht die eine Spur von Eigennutz hat darin Raum. In solch selbstloser Suche nach Wahrheit kann keiner für lange seine Orientierung verlieren. Sobald er den falschen Pfad einschlägt, stolpert er…

J Joachim Heisel

ERZIEHUNG

Bei der Erziehung ist das Beispiel die Hauptsache, ohne dieses hilft alles Belehren und Zureden nichts. (Johann Michael Sailer 1751 - 1832)

J Joachim Heisel

RUHEST DU AUCH

Am Abend des 6. September 1780 saß Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) gerade in einer kleinen Jagdhütte mitten im Thüringer Wald, als ihn wohl spontan die Inspiraton zu seinem wohl bekanntesten Gedicht überkam; und er schrieb es sofort mit Bleistift an die Holzwand der Hütte. Anders als so viele andere Sprüche, die sonst an Holzwände geschrieben werden, machte es literarische Weltkarriere:

J Joachim Heisel

ZEUGEN DER HOFFNUNG

Wie bedeutsam sind auch für uns die alten Worte, die die ersten Christen leiteten: » Ergib dich also der Fröhlichkeit, die allezeit Gnade findet bei Gott und ihm wohlgefällig ist, und lass dir’s in ihr wohl sein! Denn jeder fröhliche Mann tut Gutes, sinnt auf Gutes und verachtet die Traurigkeit […] Alle werden Leben haben bei Gott, die der Traurigkeit absagen und sich allein der Fröhlichkeit ergeben. « Erbarmen zu erfahren, schenkt Freude. Lassen wir sie uns nicht nehmen durch die verschiedenen Betrübnisse und Sorgen. Möge sie fest in unserem Herzen verwurzelt bleiben und uns immer mit frohem Gleichmut auf das Alltagsleben blicken lassen.

J Joachim Heisel

TOTENMONAT

Im November feiern wir eine Vielzahl von Gedenktagen. Da sind zunächst Allerheiligen und Allerseelen am 1. und 2. November, an denen wir das christliche Andenken an unsere verstorbenen Angehörigen mit Gottesdiensten, Gebeten und Besuchen auf den Friedhöfen begehen. Gleichzeitig erinnert uns die Kirche daran, dass wir weiter in Gemeinschaft mit unseren Verstorbenen stehen und in unseren Gebeten mit ihnen in Verbindung treten können.

J Joachim Heisel

JOHANNI

In einem Seniorenheim in der Nähe von München sitzen glücklich lächelnde Seniorinnen um einen kleinen Jungen mit Pudelmütze. Der Kleine heißt Johanni und ist ein Roboter. Er wird eingesetzt zur Unterhaltung der Seniorinnen und findet guten Anklang. Die Programmierer haben ihm ein freundliches, stets hilfsbereites Wesen verschafft. Er stellt sich vor: "Ich bin Johanni, ein sozialer Computer aus München. Mein Ziel ist es, Menschen kennenzulernen und mich mit Ihnen zu unterhalten." Jeden Tag muss Johanni für ein paar Stunden an die Energiequelle angeschlossen werden. Am Mittwochmorgen hat er seinen Auftritt. Er hat eine helle und freundliche Kinderstimme. Seine Augen wenden sich dem jeweiligen Gesprächspartner zu. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz kann er in Sekunden bei Fragen die passenden Antworten finden. "Wie war der Tag heute?" fragt er die Senioren und antwortet manchmal mit einem Gedicht oder einem Witz, wenn jemand sich z.B. infolge Demenz nicht…

J Joachim Heisel

ALLERHEILIGEN UND ALLERSEELEN

An Allerheiligen gedenkt die Kirche aller Heiligen, vor allem derer, deren Namen uns unbekannt ist. Heilige sind Menschen, die ihr Leben auf Gott ausgerichtet haben und nach ihrem Tod zur Gemeinschaft mit Gott gelangt sind. Das braucht kein großes spektakuläres Leben gewesen sein. Als Arzt habe ich solche Menschen kennengelernt, die ihr Leben im Verborgenen für andere vor den Augen Gottes verbraucht haben. Die große Kirchenlehrerin Therese von Lisieux meinte, dass wir viele der größten Heiligen überhaupt nicht kennen.

J Joachim Heisel

WIE EIN SCHIFF

Alltag ist das, was bei vielen Menschen häufig vorkommt. Es ist das, was alle Tage bei uns passiert, dieser breit dahin strömende Strom unseres Lebens, in dem wir schwimmen und von dem wir nach Jahren nur in Erinnerung halten, dass er einmal gewesen ist. Es sind diese Tage, von denen wir nach Jahren keine genaue Erinnerung haben. Es ist die Füllmasse unseres Lebens, von dem wir sagen, wir wissen nicht, wohin die Jahre gegangen sind. Es kann uns traurig machen, dass unsere Tage so scheinbar im Nichts versinken und wir solches an uns erfahren. Man hat das Leben gelegentlich mit einem Schiff verglichen. Das Schiff zieht langsam durch die Wogen des Meeres, und nichts bleibt von seiner Spur.

J Joachim Heisel

HAMPELMANN

Die Wissenschaft sagt: Sitzen ist fast genau so gefährlich wie Rauchen. Statistisch gesehen verkürzt starkes Rauchen die Lebenszeit um neun Jahre. Aber auch übermäßiges Sitzen wirkt sich negativ aus, ist doch Bewegungsmangel ein Risikofaktor für Übergewicht und damit einhergehend Diabetes, Hochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfälle.

J Joachim Heisel

AURA

Der Langenscheidt Verlag, der im wesentlichen Wörterbücher herausgibt, ermittelt jedes Jahr in einer Umfrage unter Jugendlichen das Jugendwort des Jahres. In diesem Jahr ist es das Wort Aura, das gestern in der Tagesschau mit launigen Worten von Susanne Daubner verkündet wurde. Im gehobenen Sprachgebrauch bedeutet es bisher Ausstrahlung bzw. im esoterischen Bereich die geistige, nur für esoterisch begabte Menschen sichtbare Atmosphäre, die einen Menschen umgibt und sein Wesen ausmacht.

J Joachim Heisel

BIS DAHIN , WO ES WEH TUT

Mutter Teresa von Kalkutta sagt einmal: „Haben wir den Mut, uns auf die Nächstenliebe einzulassen, bis dahin, wo es weh tut.“ Christus schildert uns im Beispiel vom barmherzigen Samariter (Lk 10,30-37) einen Menschen, der damit Ernst gemacht hat. Er nimmt sich eines Gewaltopfers an, das verletzt am Wegrand liegt, leistet Erste Hilfe und bringt den Mann in ein Haus, wo er weiter auf seine Kosten versorgt werden kann. Er war barmherzig, obwohl das Opfer Jude war und die Samariter nicht gut zu den Juden standen. Die vorübergehenden Juden, die eigentlich zur Hilfe für ihren Landsmann verpflichtet waren, gingen achtlos vorüber. Der Samariter, der von den Juden verachtet wurde, zeigte Erbarmen und nahm sich des Armen an und half, obwohl es lästig und unbequem war.

J Joachim Heisel

GEWISSEN

Das Zeugnis des von den Nazis ermordeten Märtyrers Josef Mayr-Nusser (1910-1945) hat der Südtiroler Bischof Ivo Muser gewürdigt. Vor genau 80 Jahren, am 3. Oktober 1944, hatte Mayr-Nusser die Entscheidung getroffen, aus Glaubensgründen den Eid auf Adolf Hitler zu verweigern und wurde deshalb zum Tod verurteilt.

J Joachim Heisel

LEBEN IST FREUNDSCHAFT

Der westliche Individualismus und Narzissmus hat zu viel Einsamkeit geführt. Auch bei uns hat sich die Politik dieses Themas angenommen, vor allem nachdem bei einer Umfrage herauskam, dass sich vor allem junge Menschen in unserem Land einsam fühlen. So fördert jetzt ein Bundesgesellschaftsministerium Orte für Gemeinsamkeit und gemeinsames Erleben, nachdem in England schon vor Jahren ein Ministerium zur Bekämpfung von Einsamkeit eingerichtet wurde.

J Joachim Heisel

ANGST UND TOD

Jede Angst ist letztlich Angst vor Tod und Sterben. Bei einem Besuch in einem Altenheim schaute mich eine alte Patientin von unten nach oben an. Es war eine meiner letzten Besuche bei ihr vor ihrem Tod. „Herr Doktor, wir sind alle doch nur auf Abruf hier.‚ Was die Patientin auf ihre Art ausgedrückt hat, spüren wir alle irgendwann einmal: Auch mein Leben ist unsicher und gefährdet. „Media vita in morte sumus‚, mitten im Le-ben sind wir vom Tod umfangen, wie es in einem alten Lied heißt.

J Joachim Heisel

HERBST

Wolkengebirge sonnendurchstrahlt

J Joachim Heisel

SYNODE

Geringe Schulbildung, fehlende Dienstleistungen, Lepra, aggressive Sekten und Islamismus: Dies sind einige der Probleme, mit denen die katholische Gemeinschaft in Angola täglich konfrontiert ist, ein Land, in dem die pastoralen Dringlichkeiten „oft anders sind als das, was während der Synode diskutiert wird." Dies betonte Martín Lasarte Topolansky, Bischof der Diözese Lwena, in einem Interview mit der Agentur Fides.

J Joachim Heisel

TRANSFORMATION

„Die Welt, die Dinge sind auch ein Wort, eine Botschaft an den Menschen. Er soll darauf eine Antwort geben. Sein Leben ist ein Dialog nicht nur mit seinen Mitmenschen, sondern auch mit seiner Welt, deren Wort ihm oft beglückend, oft aber auch dunkel und zweideutig erscheint. Wem es aber geschenkt ist zu glauben, dass die Welt sich dem schöpferischen Wort Gottes verdankt und dass sie ein Wort Gottes an uns Menschen ist, den führt die Verantwortung für diese Welt auch in ein Gespräch mit Gott“ (Johannes Paul II., Ansprache).

J Joachim Heisel

GEDULD UND HOFFNUNG

Aus der Katechese über die christlche Hoffnung von Papst Franziskus am 8.5.24:

J Joachim Heisel

ARM IM GEIST

Vom ersten öffentlichen Auftreten Jesu als Prophet des kommenden Gottesreiches berichten uns die Apostel Matthäus und Lukas in der sogenannten Bergpredigt, die gewissermaßen das „Regierungsprogramm“ des kommenden Reiches Gottes ist (Mt 5,3-12 ; Lk 6, 20 – 25):

J Joachim Heisel

ALLES ZERBRÖSELT

Bei einer Katechese über die christliche Hoffnung auf dem Petersplatz sagte Papst Franziskus:

J Joachim Heisel

WANN BETEST DU?

Ein Freund, der in Uganda in einem Work-Camp beim Bau einer Schule mithalf, erzählte mir, wie einer der einheimischen Studenten einen Deutschen fragte: „Wann betest du?“ Den deutschen Studenten erstaunte die Frage. Offensichtlich war es für den Afrikaner aus Uganda selbstverständlich, dass ein Mensch betet. Uganda steht auf der Entwicklungsskala der Länder der Erde auf einem der letzten Plätze. Die Menschen dort, wo die Schule gebaut wurde, können sich noch nicht einmal Kerzen leisten. Wenn abends um sieben Uhr die Sonne innerhalb weniger Minuten untergeht, bleibt es dunkel bis zum nächsten Morgen. Diese Menschen spüren auf natürliche Weise, dass sie weder über Tag und Nacht noch über ihr eigenes Leben Herr sein können. Sie spüren, dass es jemanden über ihnen gibt, der ihr Leben bestimmt. Auch wir spüren in bestimmten Momenten, dass unser Leben nicht allein von uns abhängt.

J Joachim Heisel

WEINBERG

Bei einer ‚Wanderung auf den Moselhöhen sah ich einige wilde Weinstöcke mit großen Blättern, die mit rankenartigen Ausläufern die Büsche und Bäume jenseits des Weinbergs überwuchert hatten, aber kaum Trauben trugen, dagegen waren auf der anderen Seite der Straße die Weinstöcke in Reih und Glied geschnitten und gesäubert und mit vielen Reben behangen. Ich musste an das Wort aus dem Johannes-Evangelium denken: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jeden Rebzweig an mir, der keine Frucht trägt, den nimmt er weg, und jeden der Frucht trägt, reinigt er, damit er noch mehr Frucht trage (Joh 15,1-2)). Es macht Mühe, an jedem Weinstock die Triebe zu beschneiden und unnütze Zweige zu entfernen. Es tut weh, wenn Triebe beschnitten und unnütze Zweige entfernt werden, aber nur so können Trauben reifen, aus denen köstlicher Wein wird. Ein Bild für unser Leben?

J Joachim Heisel

SINGAPUR

"Ich denke, Asien könnte einen Beitrag zur Weltkirche leisten, indem es die Bedeutung der Volksreligionen hervorhebt“, meint Kardinal Goh von Singapur ( *1957) beim Besuch von Papst Franziskus am 12. und 13. September. Er selbst glaube, dass die „Theologie und das Wissen über Christus allzu sehr betont“ würden, selbst wenn diese wichtig und schön seien. Aber schließlich verändere das „bloße Wissen“ einen nicht, „solange man es nicht in seinem Herzen spürt“.

J Joachim Heisel